1. 

Introduction
4’17”
2. 
1. Act - Beginning
1’47”
3. 
Dance
4’05”
4. 
Pastoral and Storm
1’03”
5. 
Finale
2’32”
6. 
Intermezzo
2’37”
7. 
2. Act - Actions
8’10”
8. 
Finale
2’04”
9. 
3. Act - Beginning
1’38”
10. 
Russian Dance
3’39”
11. 
Czech Dance
2’21”
12. 
Bulgarian Dance
3’38”
13. 
Ritornell
1’27”
14. 
Hungarian Dance
3’34”
15. 
Polish Dance
1’50”
16. 
German Dance
3’14”
17. 
Movement I
0’54”
18. 
Movement II
0’47”
19. 
Finale
3’30”
20.  A Swan Song
12’20”

 

"The Storm..." Ballet for young People
A Swan Song

 

AB 2222a

(53’20”)

   1 - 19: Staatskapelle Berlin
              Joachim Freyer, Conduction / Heinz Schunk, Violin
        20: Nikolai Badinski
              Violin and imaginary Orchestra
              (eelctroacoustic Realisation)



DER STURM... Manche, die die avanciertere Musiksprache vieler meiner Kompositionen kennen, empfinden es fast als einen Widerspruch, auch eine Musik wie dieses Ballett für Jugendliche zu schreiben, ja, überhaupt schreiben zu wollen. Soll das Eine das Andere unbedingt ausschließen? Der Mensch ist so vieldimensional. Außerdem ist es gar nicht leicht, einfach zu schreiben, wie auch in der Literatur und der Kunst überhaupt. Für die Musik-Welt der jungen Menschen interessieren sich so wenige Komponisten. Dafür interessiert sich für sie auf einem suspekten ästhetischen Niveau um so mehr die Unterhaltungsindustrie.

Heute ist meine Musiksprache freilich ganz anders. Mit der Ballettmusik „Der Sturm...“ wollte ich damals eine zugängliche Musik komponieren, die auch ein Türchen zur zeitgenössischen Klangwelt für die jungen Menschen (und nicht nur für sie) öffnen könnte. Klarheit und Verständlichkeit der musikalischen Aussage interessierten mich dabei besonders. Die Orchestergruppen und -instrmente werden meistens durchsichtig behandelt; dies sollte dem Hörer ermöglichen, sie leichter zu erkennen und könnte weiteren pädagogischen Zwecken dienlich sein.
Die Orchestersprache bewegt sich von einer Durchsichtigkeit des Kammer-Musizierens oder der pointilistischen Instrumentierung im Bulgarischen Tanz bis hin zu orchestralen Ballungen und kraftvollen Tutti, soweit solche mit einer kleinen Orchesterbesetzung zu realisieren sind. Trotz der angestrebten Transparenz und Sparsamkeit bei der Arbeit mit den Gestaltungsmitteln wollte ich auf die fantasieanregende Freude des instrumentalen Farbenspiels dennoch nicht verzichten.

Was die Rhythmik betrifft, wollte ich eine tänzerische Musik schreiben, die zur Bewegung und zum körperlichen Ausdruck anregt. Im Schlagwerk werden unter anderem auch Glas-Flaschen verwendet (Intermezzo und 2. Act).
Die im folkloristischen Sinne gestalteten Tänze im 3. Act, bei denen wegen choreographischer Figuren manche Wiederholungen notwendig waren, versuchte ich in die Musiksprache des ganzen Balletts zu integrieren.

In der Introduction werden Hauptgestalten durch jeweils ihnen zugeordnete Themen präsentiert. In der weiteren musikalisch-dramaturgischen Entwicklung kann man diese Themen/Gestalten und ihre Wandlungen verfolgen.
Wegen Schwächen im Libretto wird hier nur die Musik vorgestellt, die jedoch für weitere Choreographien und als Musikbasis für Märchen offen ist.
Die szenische Uraufführung dieses Balletts Anfang Oktober 1973 habe ich dem kämpfenden chilenischen Volk gewidmet, das wenige Tage zuvor den in die Militärdiktatur führenden Putsch erleiden musste. (Berlin, 1987 - N.B.)

EIN SCHWANENGESANG ( Orpheus’ Gesang Nr. 6 ) hat eine große Distanz zu „Der Sturm...“ nicht nur in Hinsicht der Entstehungsjahre. Dass er dennoch mit jener Orchester-Ballettmusik (die 1987 auf LP in der alten BRD mit dem gleichen Cover wie hier erschienen war) auf dieser CD zusammen gekoppelt wird, ist dies von vielen jungen Menschen angeregt worden. Sie waren beim Hören des „Schwanengesangs“ vor allem vom Märchenhaften in dieser Komposition sehr beeindruckt und gefesselt.

Es ist immer eine aufs neue faszinierende Möglichkeit, ja, Herausforderung für -einen Komponisten, unterschiedliche, konträre Klangwelten entstehen zu lassen. So stehen hier zwei verschiedene Welten nebeneinander. Jene - mit einer traditionellen Orchestersprache und diese - mit heterogenen Gestaltungsmitteln, beinhaltend elektroakustische Klänge gegenüber herkömmlichem Violinspiel mit variablen Glissandi, Mikrointervallen und anderem mehr.
„Schwanengesang“ ist im Auftrag der „Wittener Tagen für neue Kammermusik“ entstanden und wurde in diesem Festival 1989 vom Autor als Solist uraufgeführt. (Berlin, 2001 - N.B.)

Nikolai BADINSKI, geboren 1937 in Sofia/ Bulgarien, seit 1962 in Ost-Berlin, flüchtete 1976 von dort in den Westen. Er schrieb zahlreiche Orchester-, Kammermusik-, vokale, elektroakustische und Ballett-Werke, unter denen einige von Klangkörpern, wie der Staatskapelle Berlin, dem Berliner Philharmonischen Orches-ter, Sinfonieorchester des Südwestfunks/ Baden-Baden, Arditti Quartet London, Philharmonischen Oktett Berlin, Ensemble der Staatskapelle Dresden, Chor des Radio France, Nederland Vocaal Ensemble Hilversum, der Camerata Academica Salzburg und anderen aufgeführt werden. Er erhielt mehrere bedeutende internatio-nale Kompositionspreise, wie den Triest-Preis für Sinfonische Musik, die “Viotti“- und “Stockhausen“-Preise... wie auch den Rom-Preis. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Künste, Wissenschaften und Literatur in Paris.

Große Persönlichkeiten des internationalen Musiklebens schätzen seine Musik hoch. So bezeichnet György Ligeti sie als „sehr differenziert, in der Qualität sehr hoch stehend“. Der ‚musikalische Papst‘ H.H. Stuckenschmidt lobte die „unverkennbar persönliche Sprache“ seiner Musik und schrieb in der „FAZ“: „man ist gefesselt bis zum Schluss“. Der große Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus schrieb, dass „bei Badinski sich eine wohlfundierte und vielseitige musikalische Ausbildung mit einem wachen Sinn für gegenwärtige Tendenzen verbindet; der Hang zum Experimentellen und ein ästhetisches Gewissen, das eine Verpflichtung zu struktureller Geschlossenheit empfindet, halten sich im Gleichgewicht.“

Itzhak Tamir